SPIELE

DIESE PLAKETTE WURDE ANGEFERTIGT IM RAHMEN DES MEDAILLENPROJEKTES 2014 DES MEDALLIC SCULPTURE STUDIO SOFIA, BULGARIEN- EIN PROJEKT VON PROF. B. NIKOLOV FÜR STUDIERENDE, LEHRENDE UND GASTKÜNSTLER (www.artmedal.net)

DER TITEL DIESES PROJEKTES WAR: "FACE BACK "- DER UNTERTITEL:"GAMES"

Wir haben hier den Begriff "Spiele" in Zusammenhang mit der "Liebe" zwischen Mann und Frau gebracht- wobei die Liebe eben durchaus sehr unterschiedliche Aspekte haben kann.

Spiele haben bekanntlich im Leben der Menschen (und auch Tiere) wichtige Funktionen. Das gilt für den privaten wie auch für den gesellschaftlichen Bereich- "Brot und Spiele" scheinen dort vergleichbare Wichtigkeit zu haben. Dabei kann für die Spielenden die eigentliche Lust am Spiel oder aber auch das pure Gewinnen selbst, der Wettkampf, das Kräftemessen, den Hauptanreiz bilden. Teilweise sind die Spielenden, aber auch die Organisatoren nicht ganz ehrlich, welche relative Bedeutung diese beiden Anreize haben: "Dabeisein ist alles" oder der/die Erste zu sein.

Wieweit die Einstellung: "The winner takes it all" und "Der zweite Gewinner ist der erste Verlierer" letztlich irrational ist und vielleicht unserem evolutionärem Erbe geschuldet ist, mag der Leser/die Leserin dieser Zeilen für sich selbst beurteilen. Dass es durchaus gerechtfertigt ist, dem unbedingten "Siegenwollen", dem Sieg als Selbstzweck also, eine gehörige Portion Skepsis entgegenzubringen- darauf geht Wilhelm Schmid ein: "Von der Sinnlosigkeit, siegen zu wollen."*

Gewinner eines Spieles zu sein, kann neben der Erhöhung des Selbstbewusstseins allerdings auch mit einem vergrößerten gesellschaftlichen Ansehen oder gar mit erheblichen finanziellen Vorteilen verbunden sein. Soziale Netzwerke können darüber hinaus zur Verbreitung der Nachricht des "Sieges" wertvolle Dienste leisten- es reicht also dem Sieger nicht allein die Tatsache des "Gewonnenhabens", nein- möglichst viele sollen es wissen.

Wir betrachten beim vorliegenden Relief ein im allgemeinen sehr privat durchgeführtes "Spiel". Auch hier kann das Spiel sehr unterschiedliche Funktionen für die Beteiligten haben, die ihnen selbst vielleicht zunächst nicht bewusst sind. Quantität gegen Qualität (was auch immer darunter zu verstehen ist)? Wie weit lässt sich das eine gegen das andere austauschen- wo liegt das individuelle "Optimum"- abhängig vom individuellen Bedürfnis nach Freiheit und/oder Geborgenheit; dem Gegensatzpaar, das uns so häufig im Leben eine Entscheidung abverlangt? Gilt auch hier das Prinzip der Mitte? ...

Interessant sind in diesem Kontext die psychologischen Unterschiede zwischen Mann und Frau. In den letzten Jahren ist die lange Zeit von Männer dominierte Sexualforschung zu neuen Erkenntnissen gelangt, die auch von der sexuellen Emanzipation der Frau geprägt sind.

"Von den 560 Gesellschaften, die im "Atlas of World Cultures" gelistet sind, werden nur 17 als monogam eingestuft. In Deutschland helfen Religionsgemeinschaften, Medien, Politik, Sexologen und Therapeuten dabei, das Ideal vom monogamen Zusammenleben hochzuhalten. Meist wird dabei vorausgesetzt, dass die Frau die bewahrende Kraft in der Beziehung ist."
...

"Seit Entstehen des Bürgertums hat sich das sexuelle Selbstverständnis der Frau gewandelt. Die weibliche Lust ist weniger schambehaftet worden. Sie auf eine Ebene mit der männlichen zu stellen, fällt vielen Frauen wohl trotzdem noch schwer. Noch viel schwerer wäre es jedoch für ihre Partner, sagt Bergner: " Gerade die Männer, die bisher in dem naiven Glauben gelebt haben, nur ihnen bereite die Monogamie Probleme und ihren Frauen ginge es damit recht gut, sollten sich warm anziehen." Schon jetzt gibt es Anzeichen dafür, dass Frauen auf eine für sie neue Art ihre Lust ausleben. Sie ähnelt erstaunlich dem Verhalten von Männern. Tausende Mädchen und junge Frauen folgen inzwischen dem Pornodarsteller James Deen auf Twitter. Sicher nicht, um sich emanzipiert zu fühlen. Sie wollen einfach Fotos sehen. Je eindeutiger, desto besser."
...

Damit haben sich wohl die Voraussetzungen zum "spielen" auf diesem Gebiet grundsätzlich verbessert.

Zitate aus- Julia Grün: Was Frauen wirklich wollen, WELT AM SONNTAG, Nr.3, 14. Jan
uar 2014 und
Daniel Bergner, Die versteckte Lust der Frauen, Knaus-Verlag


Die Zitate mögen auch hier den Betrachter/ die Betracherin der Plakette zu einer vertieften- in verschiedene Richtungen gehenden- Interpretation der Darstellung bezüglich der eigenen Situation anregen.


Die hier angedeutete Form der Liebe ist erfreulicher Weise nur eine mögliche Variante, auch Stilart genannt, die zwischen Mann und Frau existieren kann. Im Altertum unterschied man Eros, Philia und Agape (Andre´ Comte-Sponville: Ermutigung zu einem unzeitgemäßen Leben, Seite 282, Rowohlt Taschenbuch Verlag, 1996, ISBN 978 3 499 62599 2) .
Der kanadische Soziologe John Lee (1973) unterschied hingegen insgesamt sechs "Love Styles". Diese Theorie wurde von Clyde Hendrick und Susan Hendrick in den 80- Jahren des 20.Jahrhunderts weiterentwickelt.

Sie unterschieden:
Eros: Romantische Liebe (im griechischen Mythos ist Eros der Gott der Liebe), die sich an der Schönheit des geliebten Menschen erfreut und häufig mit der Liebe auf den ersten Blick verknüpft ist.
Agape: Selbstlose Liebe (Die schenkende, göttliche Liebe: sie sorgt sich selbstlos nur um das Glück und Wohlergehen der geliebten Person)
Storge: Kameradschaftliche Liebe (griechisch: Zärtlichkeit, Zuneigung), die sich aus Freundschaft entwickeln kann
Pragma: Zweckorientierte Liebe (vom griechischen pragmatike. Die Kunst richtig zu handeln, sie entspricht der wechselseitigen Befriedigung der Bedürfnisse der beiden Partner)

Mania: Zwanghafte Liebe ( vom griechischen Manie: Raserei, Wahnsinn: besitzergreifend, oft durch Zwangsvorstellungen, Eifersucht, Depression, Unruhe gekennzeichnet)
Ludus: Spielerische Liebe (von lateinisch ludus: das Spiel), spielerische Liebe ohne Besitzanspruch, die eine sportliche Komponente aufweisen und gleichzeitig auch mehrere Partner verbinden kann).
In der englischen Version von Wikipedia (2014): "Ludus , a love that is played as a game or sport; conquest; may have multiple partners at once."

Anhänger des Liebestypus' "Ludus" sind mehr an der Vielzahl ihrer Beziehungen als an ihrer "Qualität" interessiert- sie wollen so viel Genuss und Spaß wie nur irgendwie möglich haben.

Hinweis: Es existiert noch eine gegenüber dem oben dargestellten Relief leicht abgewandelte Variante:

SPIELE, SPORT, WETTBEWERB?

Literatur: * Wilhelm Schmid: Dem Leben Sinn geben, Seite 254, Suhrkamp, 2013, ISBN 978-3-518-42373-8

 


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