Andre Comte-Sponville
Glück ist das Ziel
Philosophie der Weg
Aus dem Französischen von Hainer Kober
Diogenes
2012
ISBN 978 3 257 24191 4

Seite 123

"Wenn nur der Mensch der Kunst fähig ist, so ist er das nicht erst in erster Linie als Handwerker ... noch als Ästhet ..., noch durch die Vereinigung der beiden Qualitäten. Weder ist ein Kunstwerk nur das schöne Produkt einer Tätigkeit noch jedes schöne Produkt ein Kunstwerk. Es bedarf einer weiteren Eigenschaft, die die Natur ohne den Menschen nicht enthält und die sicherlich kein Tier wahrnimmt. Welcher? Des Menschseins selbst, insofern es nach der Welt und sich selbst fragt, insofern es eine Wahrheit oder einen Sinn sucht, insofern es forscht und deutet, insofern es Geist ist, wenn man so will, insofern es sich das, was ihm die Natur darbietet, nur vorstellen kann, insofern es sich in sie, auf sie projiziert, insofern es versucht, sich dort "wiederzufinden", wie Hegel sagt, was stets voraussetzt- da die Natur weder fragt noch antwortet-, dass es sie verwandelt oder wiedererschafft. Das geht auch ohne Kunst. Aber die Kunst macht es intensiver und besser. Weil der Verstand dort von seinen üblichen Zielen- der Nützlichkeit, der Macht, der Effizienz- weniger abgelenkt ist. Weil der Künstler, selbst wenn er die Welt nur nachahmen will, kein anderes Modell hat als sich selbst als Nachahmender- denn die Welt ahmt sich nie selbst nach."

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