"Und tatsächlich hat es auch nie an kunstphilosophischem Beistand gemangelt, der dem cattelanschen Werk noch bei den arglosesten Äußerungen beigesprungen ist. Er wolle eine Kunst schaffen, hat die New Yorker Kuratorin Laura Hoptman von ihrem Schützling gesagt, deren Zweck es sei, jede rechtschaffe Frömmigkeit und heuchlerische Frömmigkeit, die je in ihre Produktion eingeflossen ist, zu zerstören.
Sagen wir heute, nach allerhand Cattelan -Erfahrung, so: himmeltraurig, wie dieses Werk immer wieder intellektuell aufpoliert wird. Dass es auf dem Markt gut geht, braucht einen ja nicht zu verwundern. Wer so spektakulär den Pausenclown gibt, hat schon gewonnen. Da spielt es auch keine Rolle, dass für so ziemlich alle Cattelan-Geschichten gilt: gesehen und schon wieder vergessen. Man könnte nicht sagen, dass der Künstler in seinem bisherigen Künstlerleben irgendetwas gearbeitet hätte, was den Tag überdauern sollte. Ein Umstand, der ihn freilich nicht daran gehindert hat, seine emsige Produktion von Kurzzeitreizen zu anerkannter Meisterschaft auszubauen.

Maurizio Cattelan hat wirklich allerhand gemacht. Er ließ einen Esel in die Galerie kacken und engagierte einen Schauspieler, der in überdimensionierter Picasso-Maske die Besucher in seiner Ausstellung empfing. So ging es von einem platten Joke zum nächsten, bis so viel beieinander war, dass das Guggenheim-Museum in New-York vor zwei Jahren eine gewaltige Retrospektive veranstaltete, ..."

Der Kommentar wurde anläßlich einer Ausstellung in der Basler Foundation Beyeler (2013) geschrieben, in der fünf ausgestopfte Pferde- "denen der Präparator die armen Schädel abtrennen musste"- mit dem Halsstumpf an der Wand hingen: " Da ja alles, was er machen lässt, auf den ersten Blick ein wenig böse und auf den zweiten Blick gänzlich harmlos aussieht und die Schocks von der selbstauflösenden Art sind, ist das Vernissage-Vergnügen allemal garantiert."

(Hans-Joachim Müller: Kommt ein Komiker ins Museum, WELT AM SONNTAG Nr. 24, 16.Juni 2013, KULTURTEIL, Seite 44)


"In ihrer Darstellung des Menschen und Menschlichen lässt sie sich vom Material Holz und seiner Ausdruckskraft leiten, sowie der Präsenz der Figur im Raum.

Bei ihren neueren Arbeiten tritt diese Präsenz neben eine angedeutete innere Wesenheit der Figur, die zu interpretieren Aufgabe des Betrachters bleibt. "

(entnommen aus einem Flyer für FH art, Ausstellung am Exer, WF, 29.3 – 10.5.2007)



Bei der Betrachtung, der "reflexiven Rezeption", von Werken, die um die Jahrtausendwende 2000 enstanden, sind teilweise die Kunstkritiken sehr erhellend und "aufschlussreich":

"Die Präsenz dieser Objekte und Bilder bringt nichts anderes zum Ausdruck als eine an einen Punkt geführte Bedeutung, an dem sie eigentlich nichts mehr bedeutet."
(ART AT THE TURN OF THE MILLENIUM, EDITORS BURKHARD RIEMSCHNEIDER UTA GROSENICK, TASCHEN, Seite 86, 1999, ISBN 3-8228-7195-8)

Wir hatten im vorliegenden Fall übrigens den gleichen Eindruck, fühlten uns also voll und ganz bestätigt.





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