Wir wollen den Leser nicht gänzlich mit der "allein gültigen" Erkenntnis abspeisen, dass Kunst eben nur Kunst ist und sonst gar nichts. Einige wenige Erkenntnisse über Kunst, die wir
durchaus für bedenkenswert und diskussionswürdig halten und
die direkt mit dem Gegenstand unserer Betrachtung in Verbindung stehen-
aber denen wir nicht in jedem Fall völlig zustimmen- wollen wir dem
Leser nicht vorenthalten. Dabei werden wir ihn aber nur "anfüttern"-
für den Fall. dass er Gefallen am Thema gefunden haben sollte, verweisen
wir ihn auf die angegebene Literatur. Um den Leser nicht auf die Folter zuspannen, was denn der Nutzen dieses Abschnitts für Ihn sein wird, teilen wir Ihm gleich das Wichtigste mit, herausgefunden von einem wahren Kunstpapst- Andy Warhol : "Kommerzelle Kunst ist der Schritt, der nach Kunst
kommt. Ich begann als ein kommerzieller Künstler, und ich möchte
als kommerzieller Künstler aufhören... Gut im Geschäft
zu sein ist die faszinierendste Art der Kunst... und gutes Geschäft
ist die beste Kunst." Gemessen an dieser Aussage kommt jetzt im Anschluss nicht mehr allzu viel. Hinweis: Die zitierten Werke werden in der Folge nicht um ihrer selbst willen, sondern als Erörterungsgrundlage, Argumentationsunterstützung und sachbezogene Ergänzung aufgeführt, somit besteht eine innere Verbindung zwischen dem zitierten und dem zitierenden Werk. Der Schwergewicht dieser Webseite liegt auf der eigenen geistigen Auseinandersetzung mit dem hier behandelten Thema- die Zitatsammlung ist also hier als unterstützendes, sachbezogenes Hilfsmittel für die eigene Argumentation anzusehen. Hanno Rauterberg:Und das ist Kunst? Eine Qualitätsprüfung Seite 197 "Die Kunst ist frei, und der Betrachter ist es ebenso. Er darf Ich sagen und dieses Ich gegen alle Künstler, Händler, Kritiker behaupten. Er muss sich nicht von anderen erzählen lassen, was er sehen soll. " Thomas Junker, Sabine Paul ISBN 978 3 406 58489 3 159: Die Gemeinsamkeit der Ziele, ohne die eine menschliche Gemeinschaft nicht existieren könnte, ist sowohl unentbehrlich als auch zerbrechlich: Es kann keine Gesellschaft geben, die nicht das Bedürfnis verspürt, in regelmäßigen Abständen die gemeinsamen Gefühle und die gemeinsamen Ideen, die ihre Einheit und ihre Persönlichkeit ausmachen, zu pflegen und zu bestätigen (Durkheim 1912). Hier nun kommt die Kunst ins Spiel: Sie Koordiniert und sychronisiert die Gefühle und Wünsche der Individuen, indem die ihnen besonderen Wert verleiht und sie zelebriert. Die schöne, verschwenderische und aufwändige Art der Präsentation ist notwendig, um die Echtheit des Signals zu demonstrieren. 162: In dem Maße, in dem die Menschen begannen, sich mit den aufwändig gestalteten Produkten oder Verhaltensweisen anderer Individuen zu identifizieren (d.h. sie als Teil ihres erweiterten Ichs zu akzeptieren) entstand die Kunst, so wie wir sie heute kennen: als aufwändig gestaltete , kollektive Phantasien. Kunst ist eine evolutionär neue Technik, die es den modernen Menschen ermöglicht, sich in unmittelbarer, intensiver und gemeinschaftlicher Weise über ihre (unbewussten) Gefühle und Ziele zu verständigen und diese zu koordinieren. 163: Mit der Kunst erreichen und feiern die Menschen nichts anderes als die (partielle) Lösung eines der größten Probleme, von denen jede Gemeinschaft aus Individuen mit unterschiedlichen Interessen steht: die Koordination und Synchronisation ihrer divergierenden Ziele als Voraussetzung für eine erfolgreiche Kooperation. 178: Kunst und Religion lassen sich als unterschiedliche Strategien verstehen, mit deren Hilfe- abhängig von den jeweiligen Umweltbedingungen- ein übereinstimmendes Ziel verfolgt wird: Gemeinschaftsbildung. Jörg Immendorf; Interview in BILD, 7.6.2002, Kommentar zur Dokumenta 11, Seite 6 Bild: Wann ist ein Werk wirklich Kunst und wann bloß Müll? Immendorf: Ein Ding ist Kunst, sobald es eine Magie entwickelt, die nicht sofort zu entschlüsseln ist. Ob es auch Kunst genannt wird, ist dabei gar nicht so wichtig. Vieles heißt Kunst, was den Namen nicht verdient, aber vieles, was man gar nicht so nennt, ist in Wirklichkeit Kunst. Kann man Kunstverstand lernen ? Man kann ihn schulen. Man braucht Neugier, muss sich öffnen, Vorurteile fallen lassen. Dann wird man sofort feststellen, welches Werk zu einem spricht. Zu welchem man Zuneigung entwickelt, zu welchem Widerstand. Dabei kann man sich selbst entdecken- wer man ist, wohin man will!
Arthur C.Danto Seite 100 ... hierin besteht nämlich der Unterschied zwischen einem Kunstwerk und einem gewöhnlichen Ding. Wie Wörter und Sätze ist Kunst immer über etwas, während gewöhnliche Dinge niemals über etwas sind. Ihnen fehlt der Bezug, das Über-etwas- sein (aboutness). 103 Stefan Heidenreich Seite 156 Jörg Heiser Seite 347 Die interessante Kunst der Gegenwart lässt jene dumm aussehen, die der Versuchung nicht widerstehen können (und in diese Falle tappt jeder immer mal wieder), sie normativ festzuschreiben. (Denn) die Kunst ist immer auch eine Auseinandersetzung
mit all diesen normativen Festschreibungen , die sich in ihrer Entwicklung
angehäuft haben. Christian Saehrendt, Steen T. Kittl:
Seite 243 Was passiert, wenn alles Kunst ist ? Für unsere ästhetischen Bedürfnisse brauchen wir keine Künstler mehr. Um gläubig zu sein, bedarf es schließlich auch nicht zwangsläufig der Kirche. Der Alltag bietet uns viele visuelle Erlebnisse: Das Rangieren der Güterwaggons auf den Gleisanlagen eines Großbahnhofs, die Menschenströme im Einkaufscenter, die sedierte Menge sich sonnender Urlauber am Strand- alles kann Auslöser einer ästhetischen Erfahrung sein. Und manche Zufallsbeobachtung wirkt intensiver als großartig konzipierte Kunstwerke. Die Antwort mancher Künstler auf ihre Überflüssigkeit liegt in der Inszenierung der Unordnung- ein wilder, chaosverliebter Verzicht auf jegliche Ästhetik. Lüddemann, Stefan: 64 Ausweis des Kunstwerkes ist die Möglichkeit, an
ihm ästhetische Erfahrung zu machen. So bietet sich heute Kunst als
ausdifferenziertes System dar, das im gesellschaftlichen Verbund der Systeme
die besondere Leistung bereithält, die "Erzeugung unwahrscheinlicher
Aufnahmebereitschaften" zu übernehmen. Kunst ist das Medium
komplexer Erfahrung wie hoher Reflexionsgeschwindigkeit, Kunst ist das
Laboratorium für neue Entwürfe von Weltsichten. Weil die Rücksichten
des praktischen Lebens nicht zählen, können in der Kunst ungewöhnliche
Wege zur Konstituierung von Wirklichkeit erprobt werden. Kunst bürgt
nicht für letzte Sinnerfüllungen oder verbindliche Perspektiven
der Utopie. Sie ist auch nicht mehr Unterpfand geschichtspolitischer Wahrheiten.
Die falschen, weil totalen, wenn nicht sogar totalitären Ansprüche
sind verabschiedet. Übrig bleibt die Kunst als präzise Artikulation,
als sinnlich verfasstes, deshalb konkretes Medium der Reflexion. Die so
verstandene Kunst ist frei von Möglichkeiten konkreter Intervention,
frei aber auch zu jedem die Konvention überschreitenden Experiment.
Was gibt es nicht alles für "Künste" ?
Zitat (auszugsweise) aus Wikipedia (Februar 2010) Unter Kunst des Mordes (engl. Art of Murder) versteht man die Ansicht, dass Morden eine Kunstform darstellen kann. Gedankliche Voraussetzung ist, dass Kunst als amoralisch angesehen wird und nur der Ästhetik verpflichtet ist. Eine frühe Darstellung des Mordes als Kunst gibt der durch die Darstellung seiner Opium-Sucht (Tagebuch eines Opiumessers) bekannt gewordene englische Autor Thomas de Quincey in seinem Essay On Murder Considered as One of the Fine Arts (1827). Er schreibt zynisch und ironisch: Quinceys Thema ist nicht die Beobachtung, Verfolgung und Bestrafung von Mördern, sondern die Betrachtung des Mordes nach ästhetischen Kriterien, wie ein Werk der schönen Künste: Nachdem der Moral genüge getan worden sei, könne der Connaisseur innehalten, um den Grad an Brutalität oder Finesse in der Ausführung des Verbrechens zu bewerten, so wie bei jeder anderen menschlichen Äußerung. Michael Keller Seite 81 Allerdings darf die Kunst solches Leben nicht positiv zeigen, denn sobald sie dies tut oder auch nur versucht, trägt sie dazu bei, dass schon für wirklich genommen wird, was doch gerade als Nichtsseiendes, als noch zu Verwirklichendes, aufgewiesen werden sollte. Anstatt die Empörung gegen das Bestehende zu bewahren, gegen die "Armseligkeit eines Lebens, das immer zu wenig ist", tröstet sie über dessen Mängel hinweg. "
Lüddemann, Stefan: Seite 59 Seite 60 Seite 60 Seite 61 Was die besondere Bedeutung der "Philosophie" in der Kunst anbelangt, könnten wir uns eigentlich in unserer Auffassung nur bestätigt fühlen- wie der Leser unschwer nachvollziehen wird- da die von uns mit der darstellenden Kunst verknüpfte Philosophie der Lebenskunst per se eine Philosophie ist: Es eröffnet sich allerdings dabei eine gewisse Schwierigkeit, eine "Gefahr": Was gilt als "Philosophie" im oben verwendeten Sinne? Wo sind die Grenzen gegenüber banalen, trivialen und absurden Aussagen? Der Begriff "Philosophie" gerät unseres Erachtens hier unter Umständen in Gefahr trivialisiert zu werden. Zur Erinnerung, was der Gegenstand der Philosophie ist, zitieren wir eine elementare Version aus dem öffentlichen Lexikon "WIKIPEDIA" im Internet (Stand 2012): In der Philosophie (..., lateinisch philosóphia, wörtlich Liebe zur Weisheit) wird versucht, die Welt und die menschliche Existenz zu deuten und zu verstehen. Von anderen Wissenschaften unterscheidet sie sich dadurch,
dass sie sich nicht auf ein spezielles Gebiet oder eine bestimmte Methodologie
begrenzt, sondern durch die Art ihrer Fragestellungen und ihre besondere
Herangehensweise an ihre vielfältigen Gegenstandsbereiche charakterisiert
ist.
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