Gründe und Ursachen für unsere Themenwahl

Vielleicht ist der Betrachter unserer Werke etwas ratlos und verwundert über ihre speziellen Ausrichtung und Themenwahl. Wir wollen deshalb unsere Beweggründe hierfür kurz mitteilen. Dazu werden wir einige wenige Umstände aus unserem Lebenlauf mitteilen.

Wir sind kurz nach Ende des 2. Weltkrieges in Glienicke/Kreis Oranienburg in unmittelbarer Nähe zur Stadtgrenze von Berlin (Westberlin/Fronau) am 27. Mai.1945 geboren worden. Bis kurz vor Kriegsende lebte unsere Mutter Elsbeth Kreutz in einen Innenbezirk von Berlin. Das "K" im Namen am Anfang dieser Webseite ist ein Bezug auf unseren Geburtsnamen "Kreutz". Unser Vater Dr. Hans Voß war kurz vor Kriegsende als Volkssturmmann im "Endkampf" in Berlin gefallen.

Es ist davon auszugehen, dass unsere Mutter während der Schwangerschaft nicht zuletzt aufgrund der wiederholten Bombenangriffe auf Berlin und danach wegen des Todes unseres Vaters ziemlich unter Stress stand. Das dürfte wohl auch ein Grund dafür sein- heute bezeichnet man dies als epigenetische Vererbung- zusammen mit der ziemlich desolaten Ernährungssituation kurz nach dem Krieg, dass wir in unserer Kindheit wohl etwas kränklich waren, was in der Folge zu Aufenthalten in Kinderkrankenhäusern führte, die mit recht unangenehmen Erlebnissen verbunden waren.

Nach einem Umzug aus Berlin einige Zeit später, wuchs ich bei Mutter und Großmutter in Arnstorf (NdB) als "Zugroaster" auf . Aufgrund unseres sehr jugendlichen Alters haben wir allerdings- glücklicher Weise- nur einen Teil der typischen Problematik eines "Zugroasten" mitbekommen. Unsere Mutter hielt sich ziemlich mühselig durch Betreiben einer Leihbücherei über Wasser. Dies hatte immerhin später für uns den Vorteil, dass wir den Zugriff auf viele Bücher- auch "Kunstbücher"- hatten, die schon recht früh unser besonderes Interesse- wohl wegen der "schönen" Bilder- erweckten.

Wir zogen dann 1952 in das damals noch ziemlich zerstörte Stuttgart um- wo schließlich unsere Mutter im Jahr 1955 den Witwer Dipl.-Ing. Wilhelm Diehn heiratete, der bereits vier Kinder hatte. Die Umstellung vom Einzelkind - zu einem Kind in einer großen Familie, unsere Mutter bekam noch vier weitere Kinder, war für uns nicht ganz einfach. Nach der Zwischenstation "Limburg/Lahn" zogen wir schließlich nach Berlin/West um.

Moderat ausgedrückt- wir hatten das Gefühl, dass die Lebensverhältnisse für alle Beteiligen in der Großfamilie aufgrund einer durchaus nachvollziehbaren Überforderung der Eltern "ziemlich suboptimal" gestaltet waren. Ohne auf weitere Einzelheiten einzugehen, war dies jedoch später der Anlass für uns, darüber nachzudenken, wie ein Leben wohl besser einzurichten wäre- was letztlich darauf hinaus läuft, dass dann wahrscheinlich nur andere Fehler gemacht werden. Aus diesem Lebensabschnitt resultierte für uns ein großes Bedürfnis nach persönlicher Freiheit und eine Neugier, wie man denn ein relativ "gelingendes Leben" führen könne- mit möglich wenig unangenehmem, letztlich auch überflüssigem Stress, auch wenn uns damals die beiden Begriffe "gelingendes Leben" und "Stress" noch unbekannt waren.

Einen besonderen Einstieg in diese Problematik erhielten wir einige Jahre später durch eine Vortragsreihe der RIAS-Funkuniversität "Anatomie des Glücks", die uns auch dazu anregte darüber nachzudenken, was für uns persönlich sehr wichtig, wichtig, weniger wichtig und unwichtig sei. Im folgenden haben wir dann versucht, uns einigermaßen konsequent daran zu halten und uns allmählich unabhängiger von der Meinung unserer Mitmenschen zu machen. Das Thema "bewusste, reflektierte Lebensgestaltung" hat uns in der Folge nicht mehr "losgelassen".

Ein Grund für uns, ein Ingenieurstudium zu "durchlaufen", war die relativ große Bandbreite von späteren beruflichen Einsatzbereichen, der Wunsch also, sich möglichst noch nicht zu sehr in seinen späteren Wahlmöglichkeiten einzuschränken. Hinzu kam ein spezielles Interesse an Naturwissenschaften und deren Anwendungen, speziell an der Flugtechnik. Die Wahl des Studienfachs fiel uns allerdings trotzdem nicht leicht- auch andere Studienfächer waren für uns interessant, darunter insbesondere das Fach "Psychologie". Das Fundament dieses Faches war uns aber letztlich zu "schwankend" und "bodenlos" für einen Beruf, so dass wir diesem Interesse lieber in unserer Freizeit nachgehen wollten. Als "Vollbluttechniker" haben wir uns- das sei hier offen zugegeben- nie gefühlt.

Am Abschluss unseres Studiums machten wir zu ersten Mal die Bekanntschaft mit einer Medaille- wir erhielten sie für einen "ausgezeichneten" Studienabschluss. Als Mitglied der Studienstiftung des Deutschen Volkes mit einem Promotionsstipendium hatten wir zwar ein gewisse Zuversicht gewonnen, mit konsequentem, zielstrebigem Einsatz nicht ganz unwahrscheinlich so etwas wie "Karriere" machen zu können- bei realistischer Einschätzung unseres von uns so empfundenen und erfahrenen etwas schwachen "Nervenkostüms", unserer recht begrenzten materiellen Bedürfnisse und bei sorgfältiger Abwägung der Vor- und Nachteile für uns, haben wir schließlich für unsere beruflichen Ziele einen vernünftigen Kompromiss von- befriedigender Tätigkeit, Gestaltungsfreiheit, Befriedigung einer gewissen Neugier mit der Möglichkeit Erkenntnisse aus verschiedenen Fachgebieten- Mechanik, Thermodynamik, Energietechnik und ihre Auswirkungen auf die Umwelt- miteinander zu verknüpfen und einem Umgang mit jungen Menschen bei eigenem gesichertem, mittleren Einkommen- gefunden. Der Satz von Nietzsche: "Bleib' nicht auf ebenem Feld, steig' nicht zu hoch hinaus, am schönsten sieht die Welt von halber Höhe aus" hat uns die Entscheidung für diesen Kompromiss recht einfach gemacht.

Aus den hier andeuteten Erfahrungen insgesamt waren wir uns schon recht frühzeitig der Gebrechlichkeit, Verletzlichkeit und Einzigartigkeit des Lebens bewusst- was auch zu einer teilweise wohl etwas (?) zu vorsichtigen Verhaltensweise, insbesondere bei irreversiblen Entscheidungen und Vorgängen, führte. Unser Gefühl der Verletzlichkeit des Lebens wurde noch dadurch bestärkt, dass Menschen aus unserem Lebensumkreis, die in der Mitte des Lebens erfolgreich zu stehen schienen, plötzlich und unerwartet verstarben.

Wir haben diese Kurzfassung von einem Teil unseres Lebenslaufes gegeben, um anzudeuten, dass das vorwiegende Thema unserer Werke "individuelle Lebensgestaltung" wohl aus unserer Erfahrung als Einzelkind in einer über die Jahre anwachsenden "Großfamilie" mit ihren- teilweise wohl auch von uns als übertrieben empfundenen- Anpassungszwängen resultiert. Eine bewusste, relativ reflektierte Lebensgestaltung hatte deshalb unser besonderes Interesse, weil wir aus der Beobachtung unserer Umwelt sehen konnten, wie leicht es ist, sich in unerfreuliche Lebensituationen hineinzumanövrieren oder hineinmanövrieren zu lassen, aus denen man überdies unversehens, völlig unerwartet, für immer abberufen werden kann. Was wahrscheinlich noch unerfreulicher ist, als das Verharren in der unangenehmen Lebenssituation.

Wir haben diese Darstellung etwas zögerlich gegeben, zögerlich deshalb, weil wir den (falschen) Eindruck im Leser vermeiden wollen, wir wollten hier unsere Person ungebührlich in den Vordergrund drängen. Unsere Kurzdarstellung gibt aber dem Leser die Möglichkeit, die Themenwahl unserer Reliefs nicht einfach völlig unbegründet und willkürlich hinnehmen zu müssen und die Abhängigkeit zwischen einer Biografie und der freien Realisierung von Werken- wie Reliefs- stärker zu erkennen.

Damit verbunden erhält der Betrachter vielleicht die Anregung, sich aufgrund seiner völlig anderen Biografie zu überlegen, wie er selbst wohl die Themen unserer Werke in eine bildnerische oder reliefartige Darstellung umgesetzt hätte- oder vielleicht noch elementarer, wieso er für bestimmte Themen mehr oder auch weniger Interesse aufbringt und welche Themen ihm besonders wichtig sind. Dies würde es ihm ermöglichen, auch etwas über sein eigenes Wesen, seine Wünsche, Ängste, Glücksvorstellungen, Sinnempfindungen indirekt zu erfahren. Und der indirekte Weg ist bekanntlich häufig nicht der schlechteste!?

Eine Erklärung, wieso wir dieses Thema gerade mit der Gestaltung von Reliefwerken verbunden haben, wird an anderer Stelle dieser Webseite gegeben.

Wir nehmen diesen kleinen Ausflug in die eigene Biografie zum Anlass, der Vollständigkeit halber noch einige Hinweise über eine besondere Art von Interpretation für Kunstwerke allgemein anzuführen: die "psychoanalytische Interpretation".

Als Einleitung für dieses Thema zitieren wir aus [1, Seite 7]:
"In meinen bisherigen Arbeiten über Kunstwerke und deren Deutungen in einer psychoanalytischen Methodik war es stets mein Hauptanliegen, den interdisziplinären Kontakt zwischen Kunstwissenschaft und Psychoanalyse zu vertiefen. Ich möchte ... belegen, dass ein gegenseitiges Verstehen dieser Wissenschaften notwendig ist, um eine vertiefte Interpretation eines künstlerischen Werkes zu ermöglichen. Den Hauptakzent lege ich auf die biographisch- psychoanalytische Methode.
Fragen nach den biographischen Hintergründen von Kunstwerken gehören selbstverständlich zur Arbeit der Interpreten.Biographische Deutungen liegen jedoch offenbar zurzeit nicht im Trend. Meist werden solche Überlegungen in Interviews und nach Lesungen kritisiert, möglicherweise abgewehrt. ... Es wird dabei vergessen, dass jedes Kunstwerk natürlich nur von einem Menschen mit seiner speziellen Lebensgeschichte geschaffen werden kann."

Seite 8: Ein künstlerisches Werk ist autonom. Es hat sich von seinem Schöpfer gelöst, es hat eigene Subjektivität und seine eigene Geschichte. Seine Autonomie ist jedoch eingeschränkt. Das Werk behält eine Beziehung zu seinem Künstler, mit dem es im Schaffensprozess verbunden war. Diesen Zusammenhang zu erhellen ist das Ziel der psychoanalytischen Interpretation von Kunstwerken.

Viele Kunsthistoriker deuten Bilder nur anhand des historischen Kontextes. Sie betreiben eine Stilanalyse und machen ein Bild anhand von Zeit und Ort fest. Bei allen Bildern fließt jedoch auch das Persönliche des Künstlers mit in ein Bild ein. Während Heinrich Wölfflin (1864-1945) einer der ersten Kunsthistoriker war, der eine "Kunstgeschichte ohne Namen" forderte und für eine Formdeutung plädierte, sahen die Anhänger der biografischen Methode, zum Beispiel die Kunsthistorikerin Karin Hellwig, eine Ausgrenzung der Künstlerbiographie und eine damit einhergehende Beschränkung auf die Formanalyse als einen "Selbstmord der Kunstgeschichte" an.

... Die biographische Interpretation erweitert die Formdeutung des Gemäldes und legt eine wesentliche Dimension des Bildverständnisses frei."

Die Ergebnisse, wie auch der grundsätzliche Ansatz einer Analyse und Interpretation von Kunst sind, wie der vorstehende Text zeigt, wie übrigens auch jede Kritik, wieder von der Persönlichkeit des Interpretierenden abhängig. Insofern kann unserer Auffassung nach durch Vergleich des Werkes mit der Interpretation eines "Analysten" auch zumindest teilweise auf die Persönlichkeit des Analysten zurückgeschlossen werden.

Die von uns zitierte Psychoanalytikerin Gisela Greve formuliert drei Fragen ([1], Seite 8), die einen Weg aufweisen, wie Kunstwerke biographisch zu deuten sind:

"1. Welche Möglichkeiten gibt es, um die Anwesenheit des Künstlers mit seiner inneren Welt in seinem Werk zu entdecken?
2. Wie verhalten sich Form und Inhalt eines Kunstwerks zur Lebensgeschichte des Künstlers?
3. Könnte eine künstlerische Schöpfung zur kreativen Bewältigung eines unbewussten Problems seines Schöpfers beitragen?"

Für Einzelheiten, die psychoanalytische Methode der Kunstinterpretation verweisen wir auf die angegebene Literaturquelle.

Abschließend zu diesem Abschnitt zitieren wir noch eine Passage (Seite 14), dessen Aussage wir uneingeschränkt zustimmen können- auch wenn hier sicherlich ein "Idealfall" beschrieben wird:

"Die Mehrdeutigkeit eines künstlerischen Werks wird natürlich nie völlig überwunden. Es kann damit nicht auf die einzig richtige, wahre bedeutung reduziert werden. Das Verstehen eines Werks bleibt ein unabgeschlossener Vorgang. Trotz aller Deutungen wird ein Kunstwerk immer ein Geheimnis bewahren, das zu neuen Interpretationen herausfordern."

Wir geben in der überwiegenden Mehrzahl unserer Werke dem Betrachter die Gelegenheit, durch seine ganz persönliche Interpretation- die in anderen Lebenssituationen wiederum auch ganz anders ausfallen kann- etwas über sich selbst zu erfahren, auch dadurch, dass er Unterschiede zwischen seiner eigenen Auffassung zu einem bestimmten Thema und unserer Darstellung feststellt- schon allein wegen seiner anderen Biographie- und die Gründe hierfür erkennt. Es ist nicht selten so, dass man die Differenzen zwischen der eigenen Position und einem anderen Standpunkt leichter bestimmen kann als die absolute Lage des eigenen "Standortes".

Dem an der psychoanalytischen Deutung von Kunstwerken interessierten Leser sei das Buch von Manfred Clemenz [2] empfohlen- insbesondere der allgemeine Teil des Buches könnte für den Leser von Interesse sein.

Den folgenden Abschnitt haben wir aus dieser Literaturquelle entnommen, da er anschaulich die Art der Bedeutung beschreibt, die die Erfahrung von "Kunst" im Leben des Menschen besitzen kann. Dabei bezieht sich der Autor auf eine Veröffentlichung von Winnicott, der den Typus des schizoiden, kreativen und angepassten Menschen beschreibt:

"Das eine Extrem dieser Typologie ist der angepasste Mensch:
Diese Anpassung bringt für den einzelnen ein Gefühl der Nutzlosigkeit mit sich und ist mit der Vorstellung verbunden, dass alles sinnlos und das Leben nicht lebenswert ist. Viele der betroffenen Menschen haben gerade soviel an kreativer Lebensweise erfahren, dass sie zu der quälenden Erkenntnis kommen, die meiste Zeit unschöpferisch zu sein, im Banne der Kreativität eines anderen oder einer Maschine.

Auf der anderen Seite der Skala steht der schizoide Mensch, der seine Phantasien für Realität hält, für den Realität "in gewissem Maße ein subjektives Phänomen bleibt. Im Extremfall halluziniert der einzelne in bestimmten Augenblicken oder möglicherweise grundsätzlich." Der kreative Mensch ist weder vollständig angepasst, noch hält er seine Phantasien für Realität, er setzt sich vielmehr mit dem Druck der Realität in der Weise auseinander, dass er sich einen "intermediären Bereich" schafft:

Wir behaupten nun, dass die Akzeptierung der Realität als Aufgabe nie ganz abgeschlossen wird, dass kein Mensch frei von dem Druck ist, innere und äußere Realität miteinander in Beziehung setzen zu müssen, und dass die Befreiung von diesem Druck nur durch einen nicht in Frage gestellten intermediären Erfahrungsbereich (in Kunst, Religion usw.) geboten wird (...)."

Literatur:

[1] Gisela Greve: Leben in Bildern, Psychoanalytisch- biografische Kunstinterpretationen, Vandenhoeck& Ruprecht, 2010, ISBN 978-3-525-45185-4

[2] Manfred Clemenz: Freud und Leonardo, Eine Kritik psychoanalytischer Kunstinterpretation, Brandes& Apsel, 2003, ISBN 3-86099-771-8

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