Die Frage liegt durchaus nahe: "Warum werden Medaillen im öffentlichen Bewusstsein nicht als "Kunst" oder gar als "richtige Kunst " wahrgenommen?"

Diese Frage und andere, damit verwandte, finden wir auch im Austellungskatalog der Federation internationale de la medailles FIDEM XXXII GLASGOW 2012 im Vorspann zum Schweizer Ausstellungsbeitrag. Wir zitieren ausschnittsweise aus dem Beitrag des Schweizer FIDEM Delegierten Grazyna Jolanta Lindau:

"Why?

Why is it so hard to convince other artists, that a medal is "real art"?
Why does we always have to explain, that a medal is not only a coin?
Why is an artist doomed to be a medal-maker, just because he makes medals as a sculptor?
...
Why is the art of medal a handicraft and not art? ..."

Damit sind wir aber auf das Problem zurückgeworfen, was denn nun "Kunst" oder "richtige Kunst" ist.

Worauf wir auch an anderer Stelle dieser Webseite hinweisen, ist der Begriff "Kunst" sehr diffus definiert und abgegrenzt, sehr dem Zeitgeist und der Lufthoheit der Meinungsmacher unterworfen, er wird von wirtschaftlichen und vom Prestige geleiteten Interessengruppen manipuliert und ist fast auf alles erstreckbar, sofern man nur die richtigen "Hohepriester" für sich begeistern kann. Es deutet sich aber bereits vereinzelt an, dass dieser Begriff teilweise etwas an Bedeutung verliert und passender Weise das öffentliche Interesse am Werk direkt als Maßstab der Bewertung primär gehandelt wird, dem man dann das Etikett "Kunst" aufklebt. Damit lässt sich das Werk besser vermarkten. Die Frage stellt sich also: Ist es überhaupt überaus erstrebenswert, dass die eigenen Werke als "Kunst" im gegenwärtig inflationär verwendeten Sinne ettikettiert werden? Sollte man nicht sinnvollerweise eher die konkreten Wirkungen auf den Betrachter, der "angesprochen" werden soll, bedenken und dementsprechend die Eigenschaften des Werkes im Zentrum des Interesses haben. Was sagt überhaupt heute das Etikett "Kunst" überhaupt noch aus?

Wir persönlich halten es deshalb für sinnvoller und aussagekräftiger die Frage zu stellen: Wie muss ein Werk beschaffen sein, damit es in einer von uns gewünschten Weise uns selbst und die Menschen anspricht, die uns in ihrem Wesen ähnlich sind und/oder an die wir uns wenden wollen? Das ist sicherlich eine Außenseiterposition, die wir uns "herausnehmen" können, da wir an einer Vermarktung unserer Werke nicht interessiert sind.

Dafür halten wir es für sinnvoll als Ausgangspunkt die möglichen Eigenschaften von "Kunstwerken" auf einer ganz elementaren Basis zu klären- wobei wir den reinen Reiz des Neuen, den Skandal, ... für nicht zentral bedeutungsvoll halten.

Einige grundlegende relevante Beurteilungskriterien von Kunst sind nach "klassischem" - also nicht nach dem völlig aufgeweichten, modernen- Kunstverständnis aus dem folgenden Zitat erschließbar:

"Künstlerische Bildwelten fordern die Wahrnehmung einer Reihe miteinander verschränkter Merkmale. Hierzu gehören die Interdependenz von Inhalt und Form und, im Zusammenhang damit, die Interpretationsoffenheit, die Komplexität, die Originalität, die Individualität und die Gesellschaftlichkeit, die Geschichtlichkeit."

Die hier erwähnten "Bildwelten" beziehen sich natürlich auch auf Kunstmedaillen und Kunstreliefs.

Dieses Zitat wird unter "Allgemeine Wirkung von Kunst" in dieser Webseite näher erläutert. Dort wird auch die Literaturquelle angegeben und die verwendeten Begriffe werden definiert.

Man sollte sich natürlich davor hüten, Maßstäbe und Kriterien, die für "Bilder" gelten, ungeprüft eins zu eins für Medaillen und Reliefs zu übernehmen- etwa für relativ kleinformatige (abstrakte) Reliefs ohne Farbauftrag. Dafür liefert die Kunstpsychologie durchaus plausible Argumente.

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