richard herzinger
WELT AM SONNTAG, Nr.9, 28 . Februar 2010
Die dralle Blüte des Plattenbau-Prekariats

Wir sind eigentlich überhaupt nicht neidisch - es gibt allerdings seltene Ausnahmen, wobei sich eine z.B. auf die zum Teil exzellente Gesundheit von Gleichaltrigen bezieht. Eine andere Ausnahme haben wir beim Lesen eines Artikels von Richard Herzinger festgestellt, den wir um seine bewundernwerte und virtuose Formulierungskunst aufrichtig "beneiden".


In einem Beitrag in der "WELT AM SONNTAG" beschreibt er einen Aspekt der Leistungsgesellschaft, der unmittelbar auch mit dem Thema der Plakette verbunden ist. Da wir diesen Aspekt leider mit eigenen Worten nicht so prägnant ausdrücken könnten wie Herr Herzinger, haben wir uns entschlossen, eine kurze Passage aus dem oben aufgeführten Artikel zu zitieren:

" Allzu verkniffenen Anklägern macht Frau Cindy deutlich, dass zur Kultur einer offenen Gesellschaft nun einmal auch eine gewisse Anzahl chronisch Arbeitsferner gehört- und sei es nur als Kontrastfolie für die Leistungshungrigen, die sich an ihrem Anblick abstoßen und so ex negativo neue Motivation für den täglichen kräfteraubenden Konkurrenzkampf um Job und Ansehen tanken können."

Mit Frau Cindy ist eine bekannte Comedy-Figur gemeint, die man auch im Fernsehen "bewundern" kann.

In einer abschließenden Bemerkung weist Herzinger darauf hin, dass Figuren wie Cindy womöglich auch eine "heimliche Sehnsucht, eine Art von Sozialneid" gegenüber der Unterschicht empfinden, die sich "schamlos gehen lassen und auf die mühselige zivilisierte Selbstkontrolle pfeifen kann. Das muss ein Reich grenzenloser Freiheit sein, da unten."

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