WÜNSCHE UND WERTE (1)



WÜNSCHE UND WERTE (2)

WEN GOTT STRAFEN WILL, DEM ERFÜLLT ER SEINE WÜNSCHE

AUF DIESER WELT GIBT ES NUR ZWEI TRAGÖDIEN. WENN WÜNSCHE ENTTÄUSCHT WERDEN UND WENN SIE ERFÜLLT WERDEN: DAS ZWEITE IST VIEL SCHLIMMER (OSCAR WILDE)

WENN DU EINEN MENSCHEN GLÜCKLICH MACHEN WILLST, DANN FÜGE NICHTS SEINEM REICHTUM HINZU, SONDERN NIMM IHM EINIGE VON SEINEN WÜNSCHEN (EPIKUR)

ES WERDEN MEHR TRÄNEN ÜBER ERFÜLLTE WÜNSCHE VERGOSSEN ALS ÜBER UNERFÜLLTE (VOLKSMUND)

Es ist viel leichter, einen ersten Wunsch zu unterdrücken, als sich die Wünsche zu erfüllen, die der erste nach sich zieht.
(La Rochefoucauld)

Mehr noch als nach dem Glück der Jugend sehnen wir uns im Alter nach den Wünschen unserer Jugend zurück.
(Marie von Ebner-Eschenbach)

Glück ist Haben + Liebe + Sein (Jan Delhey) :
" Das Sein in dieser Formel bedeutet, dass es wichtig ist, Sinn in seinem Leben zu finden. Die Theorie klingt wunderbar. Professor Delhey versucht diese Formel ganz entspannt in seinem Leben umzusetzen. D.h. nicht immer allen alles recht zu machen und nicht immer der Beste zu sein." (Radio Bremen, Kirsten Rautenberg, 4.1.2014)


IN KLEINER HINWEIS: DIE DARSTELLUNG IST DURCH EINE PSYCHOLOGISCHE THEORIE ANGEREGT WORDEN, DER ZUFOLGE ES SECHZEHN LEBENSZIELE GEBEN SOLL.

Persönlichkeitsforscher Steven Reiss ermittelte 16 Lebensmotive, die den Menschen "wirklich antreiben" : Macht, Unabhängigkeit, Neugier, Anerkennung, Ordnung, Sparen, Ehre, Idealismus, Beziehungen, Familie, Status, Rache, Eros, Essen, Körperliche Aktivität, Ruhe. Im Buch Lebensmotive: Helmut Fuchs, Andreas Huber , Was uns wirklich antreibt: dtv premium, 2005, ISBN 3-423-24319-8 werden zu den Lebensmotiven die "Endziele", das zugeordnete Verhalten, die damit verbundenen Emotionen und die evolutionären Grundlagen erläutert. Zum Lebensmotiv "Macht" wird als Endziel angegeben : Einfluss, Erfolg, Führung, Kompetenz ; zum Verhalten wird angegeben : Führerverhalten, Erfolgsstreben ; zur Emotion : Kompetenz, Einfluss; zur evolutionären Grundlage : Dominierende Tiere verdrängen andere bein Fressen. Aus der Erfüllung eines individuellen Lebensmotives kann Glück oder sogar das Gefühl von Sinn erfahren werden - andererseits aus der Nichterfüllung dieses Lebensmotives großer Frust, gar Verzweiflung. Unterschiedliche Wünsche und Vorlieben können in Partnerschaften leicht zu Konflikten führen- wohl auch deshalb wird empfohlen, solche Übereinstimmungen oder Nichtübereinstimmungen am Anfang von Partnerschaften zu prüfen, um spätere Enttäuschungen, die auf solchen Inkompatibilitäten beruhen, möglichst zu vermeiden.

Einige der von Reiss ermittelten 16 Lebensmotive steht unmittelbar im Zusanmmenhang mit den von der katholischen Kirche definierten sieben Todsünden. Die Todsünden resultieren aus einer exzessiven Befriedigung von speziellen Lebensmotiven .

Die Todsünden erfreuen sich immer noch (im Jahr 2010) ungebrochenen Interesses.
Dies zeigt uns z.B. die Titelgeschichte des Nachrichtenmagazines "Der Spiegel" Nr.7/2010 (Autor :Matthias Matussek)

" Triumph der Sünde " mit dem Untertitel: "Von Wollust , Habgier und anderen Versuchungen.

Die sieben Todsünden werden etwas unterschiedlich definiert. Eine Zusammenstellung der Todsünden wurde unter Papst Gregor I. (um 540 bis 604) formuliert: Hochmut, Geiz oder Habsucht, Genusssucht oder Wollust, Zorn oder Rachsucht, Völlerei oder Selbstsucht, Neid oder Eifersucht, Trägheit des Herzens.

" Die als Todsünden bekannten Verfehlungen haben eine merkwürdige Eigenschaft. Die ihnen verfallen, müssen nicht bestraft werden...... - wer sich ihrer schuldig macht, straft über kurz oder lang sich selbst und macht das eigene Leben zur Hölle."...

"Bei genauerem Hinschauen erweist sich die Kirche in ihrer Todsündenlehre als kluge Psychologin. Der Aufruf zur Vermeidung der Todsünden kann auch als Anleitung zu guter Lebensführung verstanden werden, zu aristotelischer Mäßigung, die auch Buddhisten- lächelnd!- unterschreiben würden."....

"Lauter gute Bekannte (die Todsünden) , so vertraut, dass sie nicht mehr groß auffallen im Maskenball unserer Zeit. Sie fallen nicht auf, weil sie universell geworden sind ".

Sicherlich also zeitlose Themen.


PSYCHOLOGIE HEUTE compact, 2009, Heft 22, Strategie der Lebenskunst, Annette Schäfer : Das Richtige wünschen :

"Wenn es darum geht, unser zukünftiges Glück (oder auch Unglück) einzuschätzen, sind wir offensichtlich Dilletanten . Was uns in Hochstimmung versetzen soll, lässt uns langfristig kalt . Was uns dagegen wirklich glücklich machen könnte, wissen wir oft nicht.
...
Es ist nicht so schlimm, wenn wir nicht bekommen, was wir uns wünschen.
...
Glücklich werden kann also nur, wer weiß, was ihn glücklich macht. Die Ergebnisse der neuen Prognoseforschung aber legen den Verdacht nahe, dass es an diesem Wissen gewaltig hapert. "Die meisten Menschen glauben, die Hürde zum Lebensglück bestünde darin, dass sie nicht immer das bekommen, was sie sich wünschen.", erklärt Gilbert , "unsere Forschung aber zeigt, das eigentliche Problem ist, das Richtige zu wünschen."

Anmerkung : Daniel Gilbert ist ein Psychologieprofessor an der Harvard- Universität

"Genauso wie das physiologische Immunsystem Antikörper bildet, die schädliche Eindringlinge eliminieren, stehen auch seinem emotionalen Gegenstück wirkungsvolle Waffen zur Verfügung. Immer geht es dabei darum, gefühlsbeladenen Situationen das Unvorhergesehene, Unbegreifliche, Überwältigende zu nehmen, sie zu erklären, ihnen Sinn zu geben, sie normal oder gar banal erscheinen zu lassen- und damit überschießenden Emotionen den Boden zu entziehen. Das geschieht zum eigenen Schutz, denn starke Erregungszustände sind für den Körper anstrengend und behindern bei klaren Denken.

Bei negativen Ereignissen arbeitet das Schutzsystem sogar noch schneller und wirkungsvoller als bei positiven. ...."


Erkenntnisse aus dem World Happiness Report, erschienen im September 2013: Die Freiheit, Lebensentscheidungen für sich zu treffen, ging dabei als positivster Faktor für Glück hervor, ...

Erkenntnisse des Glücksforschers Martin Binder, Universität Kassel: Wichtiger als die finanziellen Mittel seien demnach Gesundheit, soziale Bindungen und ein erfüllender Job.

Eine Studie, die sich mit Lottogewinnern und Menschen beschäftigte, die gerade von einer Querschnittslähmung betroffen waren, hat folgendes festgestellt: "Nach anfänglicher Euphorie beziehungsweise Verzweiflung waren die Untersuchten nach nur einem Jahr wieder genauso zufrieden mit ihrem Leben wie vor den einschneidenden Ereignissen. Dies zeige, so Gilbert, dass Menschen regelmäßig und in recht dramatischem Ausmaß über- und unterschätzten , was sie glücklich oder unglücklich macht und machen würde, wenn sie an die Zukunft denken."
(Fanny Jimenez: WELT AM SONNTAG, 2013, Nr.45, 10.November)

Was kann man aus den vorstehenden Erkenntnisse schließen? Unter anderem: Ein Lottogewinn sollte zweckmäßiger Weise so verwendet werden, dass er die Freiheit, Lebensentscheidungen für sich im eigenen Sinne und Interesse zu treffen, möglichst langfristig vergrößert. Haben Sie eine noch "bessere" Erkenntnis für sich selbst?


EIN MENSCH ERHOFFT SICH LEIS' UND STILL,
DASS ER EINST DAS KRIEGT, WAS ER WILL,
BIS ER EINST DOCH DEM WAHN ERLIEGT
UND SCHLIEßLICH DAS WILL, WAS ER KRIEGT. (EUGEN ROTH)


Als ich klein war, glaubte ich, Geld sei das Wichtigste im Leben. Heute, da ich alt bin, weiß ich: es stimmt. (Oscar Wilde)


Glück ist was passiert, wenn Vorbereitung auf Gelegenheit trifft. (Seneca)


 

Wir schließen unsere Betrachtung über "Wünsche" heiter und besinnlich mit Wilhelm Busch ab:

Wonach du sehnlich ausgeschaut,
es wurde dir beschieden.
Nun bist du froh und jubelst laut:
"Jetzt hab' ich endlich Frieden!"
Ach Freundchen, werde nicht so wild,
bezähme deine Zunge -
ein jeder Wunsch, wenn er erfüllt,
kriegt augenblicklich Junge...


Eng mit unseren Wünschen sind unsere persönlichen "Werte" verwandt. Weiter oben haben wir deshalb bereits auf das Modell der 16 Lebensmotive von Steven Reiss verwiesen. Es gibt jedoch noch weitere "Modelle", die unsere Möglichkeiten, unser Leben reicher zu gestalten, und damit Grundlage für unsere Wünsche sein können, erfassen. Wir zitieren dazu aus einer Untersuchung von Prof. T. Schnell, Universität Innsbruck. Das Zitat haben wir dem Magazin FOCUS ( Nr.7/ 14; 16.Februar 2014, Seite 81) entnommen:

"26 Quellen für die Sinnsuche

Fünf Dimensionen des Menschen und ihre Unterpunkte: Wer sein Leben reicher gestalten möchte, sollte sich möglichst vielseitig engagieren.

(1) Geistige Orientierung
Religiosität, Spiritualität

(2) Verantwortung
soziales Engagement, Naturverbundenheit, Selbsterkenntnis, Gesundheit, Schaffen von bleibenden Werten

(3)Selbstverwirklichung
Suche nach Herausforderungen, Individualität, Machtbewusstsein, Zielstrebigkeit und Wachstum, Kompetenz und Erfolg, Freiheit und Ungebundenheit, Wissen, Hinterfragen, Verstehen, Kreativität

(4) Wir und Wohlgefühl
Freundschaftliche und menschliche Nähe, Spaß, Liebe, Wellness, Hilfsbereitschaft, Achtsamkeit und Rituale, Harmonie mit sich und anderen

(5) Ordnung
Tradition, Bodenständigkeit, Moral, Vernunft"

Einige der hier aufgeführten fünf Dimensionen des Menschen und ihre Unterpunkte sind unmittelbar mit den Themen unserer Werke und den Anregungen an den Betrachter verbunden, sich selbst Fragen bezüglich dieser Unterpunkte zu stellen und für sich eine individuelle Antwort zu finden oder zumindest eine Antwort zu suchen.



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