Kunst und Philosophie werden in der zeitgenössischen Kunst teilweise auch miteinander verknüpft.

Wir verweisen dazu auf das folgende Beispiel (entnommen aus: Tim Ackermann: "Ich habe nichts zu sagen", WELT AM SONNTAG; 19. Mai, Nr. 20, Kulturteil Seite 53). Der Beitrag von Tim Ackermann bezieht sich auf eine Ausstellung von Werken des Künstlers Anish Kapoor in Berlin:

" " Ich bin der Meinung, dass ein Objekt zumindest ansatzweise die Frage nach dem philosophischen Zustand des Seins stellen soll", sagt Kapoor."Diese Werke haben eine Art Leere im Innern, und die Leere ist unendlich tief. Das ist die Behauptung des Erhabenen." Auch in Berlin starrt man nun ausgiebig in diverse schwarze Löcher und quittiert dabei die eigene existenzielle Unwichtigkeit mit feierlichem Kopfnicken. Vergessen wird dabei schnell, dass die Leere hinter der Fassade des Lebens eine philosophische Binsenweisheit ist.

Im generell fast humorfreien Werk Kapoors gibt es kurzweiligere Arbeiten: Der Martin-Gropius-Bau zeigt einige Spiegelobjekte, in denen man sich wahlqeise als Bohnenstange, als Zwerg oder als kubistisch- aufgesplittertes Monsterwesen mit tausend Augen sehen kann. Manche dieser Arbeiten erzeugen ein schwindelndes Gefühl körperlichen Unwohlseins. Was zwar ganz amüsant ist, aber im Abwenden vom Werk kaum nachhaltig."

Den letzten Abschnitt des Zitats haben wir aufgeführt, weil hier indirekt auch die Bedeutung von Interpretierbarkeit für die Nachhaltigkeit eines Werkes ausgedrückt wird. Wie weit die alleinige Erzeugung eines Gefühls- hier ein schwindelndes Unwohlsein- durch ein Kunstwerk einen nachhaltigen Eindruck verursacht, mag der Betrachter im Einzelfall entscheiden.

Wir zitieren noch einen weiteren Abschnitt aus dem Artikel von Tim Ackermann, weil er einen Eindruck wiedergibt, den wir selbst in ähnlicher Form bei anderen Ausstellungen gewonnen haben. Wir wissen allerdings durch Gespräche und auch durch Veröffentlichungen aus dem Kunstbereich, dass diese Eindrücke durchaus nicht einzigartigen Charakter haben:

" " Erhaben" ist ein Lieblingswort von Kapoor. Er streut es ständig und überall in seine Gespräche ein. So ist das Erhabene im Zusammenhang mit seiner Kunst zu einer Art empirischer Tatsache geworden. Das wiederum setzt den Betrachter unter Leistungsdruck. Gerät er in die peinliche Lage, vor Kapoors Skulpturen keinen inneren Schauder zu verspüren, muss er sich sofort einen Mangel an Gefühl vorwerfen. Ansonsten droht die soziale Ächtung, so als sei man im Esoterikworkshop der einzige Esel, der zu blöd ist, die Energielinien zu finden. "

 

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