RELIEFS
UND MEDAILLEN, DIE SICH AUF DAS THEMA "REFLEKTIERTE LEBENSKUNST"
BEZIEHEN Als erstes Werk stellen wir hier eine Medaille vor, die auch chronolgisch unser erstes Werk ist. Wir haben sie kurz nach unserem 50.Geburtstag angefertigt, als uns zunehmend bewusst wurde, dass unsere Berufstätigkeit in absehbarer- nicht allzu ferner Zeit- ihr Ende erreichen würde. Auch der Rest unseres Lebens erschien uns nun ziemlich überschaubar zu sein- spätestens zu diesem Zeitpunkt war die optimistische Halbzeit überschritten. Die dargestellte Medaille kann den Betrachter zur Frage
anregen, in welchem Maße er sich selbst durch seinen Beruf definiert
und wie er sich in einer Zeit ohne Berufstätigkeit verhalten wird-
oder bereits verhält. Eine mögliche Anwort bestand bereits im
gezeigten Entwurf - in der Gestaltung von frei "erfundenen"
Objekten, die mit seinem Leben selbst zusammenhängen.
Wachsen oder Verfallen (1995)
Wir werden nun einige wenige Medaillen/Reliefs etwas näher betrachten und bei wenigen Werken mögliche Einstiegspunkte für verschiedene Interpretationen geben. Es wird sich dabei nur um Beispiele für mögliche Einstiege in ganz subjektive Interpretationen handeln. Der Betrachter kann natürlich weitere und auch ganz andere Assoziationen für sich selbst erhalten und Interpretationen finden. Wir geben nur etwas widerwillig diese Beispiele, weil wir natürlich wissen, dass dadurch ein Teil des Reizes dieser Werke verloren geht. Andererseits haben wir erfahren müssen, dass es Betrachter dieser Werke gibt, die diesen absolut verständnislos gegenüberstehen, weil ihnen die Kunst des Interpretierens völlig fremd ist . Das ist nicht unverständlich, weil im heutigen Kunstbetrieb nach unserer Einschätzung sich viele Werke einer Interpretation durch den Betrachter verschließen oder ihn in ihrer Beliebigkeit "allein lassen" - aus verschiedenen Gründen. Ein "Kunstexperte" mag trotzdem durchaus auch bei solchen Werken natürlich eine schöne, tiefsinnige Betrachtungsweise und/oder eine bewunderungswürdige Theorie darauf aufbauen .... Wir möchten dem Betrachter in der Darstellung eines Themas die Möglichkeit zu bieten, auf verschiedenen Ebenen unmittelbar Zusammenhänge zwischen sich selbst und dem Dargestellten zu knüpfen- denn gerade durch eine Verknüpfung von Komponenten innerhalb eines Ganzen entsteht Sinn für den Betrachter. Wie weit er diese Zusammenhänge knüpfen kann oder will bleibt ihm natürlich selbst überlassen. Gerade dieses persönliche Entdecken von Sinn erscheint uns bei immer stärkerer Verbreitung von individuellen und gesellschaftlichen Sinnkrisen von großer Bedeutung. Jeder Betrachter sieht natürlich jedes Werk durch
seine eigene, vorgefärbte Brille und interpretiert das durch sie
Wahrgenommene entsprechend seinen persönlichen Eigenschaften. So
bekommt letztlich jeder Betrachter das Werk, das er auf der Grundlage
des speziellen Werks "verdient". BILDTEIL In der Mitte des Lebens : Sein oder Nichtsein ? Gewidmet dem Zitat : "Im Leben
die eigene Mitte zu finden und zu halten, ist nicht leicht." Das Thema der hier näher betrachteten Plakette
bezieht sich offenbar auf eine Frage, die sich Menschen häufig gerade
in der "Mitte ihres Lebens" stellen. Wenn in der Mitte
des Lebens-die dringendsten Existenzprobleme gelöst und
eine gewisse Sicherheit im beruflichen und privaten Bereich erreicht sind,
ist dies für nicht wenige Menschen die Frage : Wie sollte
ich mein Leben weiterführen, damit es schließlich am Ende,
im Rückblick gelungen ist? Sollte ich im
eigentlichen Sinne ganz bewusst leben, selbstbestimmt, intensiv
und mit wachen, offenen Sinnen, mit Interesse an der Welt allgemein, auch
in Hinblick auf negative Erfahrungen , also mehr im Sinne
eines bewussten Seins oder unlebendig, in einer
festgelegten Rolle, einer erstarrten Position oder Geisteshaltung mein
Leben im Sinne eines Weiter so, wie bisher führen, etwa
in der gesellschaftlich weithin festgelegten beruflichen Rolle, des Wettbewerbs,
des Konsumierens, also eher des Habens (im Sinne des Psychotherapeuten
Erich Fromm). Sein oder Nichtsein in der Mitte des Lebens sind in dieser
Betrachtungsweise nicht notwendig unmittelbar mit dem Leben und Tod im
physischen Sinne verbunden, sondern mit den Führen eines bewussten,
selbstbestimmten Lebens oder mit einer fremdbestimmten, erstarrten,eher
schablonenhaften und am Haben orientierten Existenz.
Grad in der Mitte unserer Lebensreise
Es dürfte eigentlich nicht allzu schwierig sein, die Darstellung auf der Plakette im Zusammenhang mit ihrem Titel zumindest in diesem grundsätzlichen Sinne zu erfassen.Das Auftreten einer solchen Unsicherheitsphase in der Mitte des Lebens ist natürlich nicht nur vom Individuum selbst, sondern auch von seinen persönlichen und gesellschaftlichen Lebensumständen abhängig. Es gibt sicherlich gesellschaftliche Situationen, in denen es die klassische Midlife-Crisis oder Vergleichbares nur selten gibt, da hat man ganz andere Sorgen und Probleme und kann sich einen solchen relativen Luxus gar nicht erlauben. In solchen Situationen wird folglich bereits der Begriff der "midlife-crisis" of Skepsis oder gar völliges Unverständnis stoßen . Wir geben deshalb die Verknüpfung der Darstellung auf dieser Plakette mit dem Begriff "midlife-crisis" nur als eine mögliche Interpretationsvariante an. Es bleibt in der Entscheidung des Betrachters diese Verknüpfung aufzunehmen oder zu verwerfen- er hat schließlich seine eigene Lebenserfahrung. Da wir natürlich ein Motiv auf einer Plakette
nicht als 2 ½ oder 3- dimensionales Bilderrätsel ansehen
, bei dem es eine bestimmte Deutung zu "erraten" gibt, sondern
als eine Basis, als ein Angebot, geeignet für ein individuelle Interpretation
durch den Betrachter, die recht unterschiedlich ausfallen kann- möchten
wir hier als Beispiel noch weitere Deutungsrichtungen oder Einstiege
für individuelle Interpretationen angeben. Diesen Gedanken ergänzt ein Zitat aus der Zeitschrift PSYCHOLOGIE HEUTE, compact, 2009, Heft 22, Strategien der Lebenskunst, Seite 92 : Ursula Neuber: Vergiss das Beste nicht: Das Leben endet! : " Der Gedanke sollte genügen, dass man sterblich
ist, um das Leben zu lieben. Und man kann hizufügen: um festzustellen,
was wichtig und was unwichtig ist. Denn wenn man den Tod nicht verdrängt
und sich stattdessen immer bewusst ist, dass das Leben endlich ist, trennt
sich die Spreu vom Weizen, wird das Wesentliche sichtbar. Angesichts des
eigenen Todes - wann immer er eintritt- erkennt man Wir sind selbst allerdings nicht ganz sicher, ob in dieser Aufzählung nicht doch ein Widerspruch enthalten ist : Wenn das "Ausleben der Interessen" gerade Macht, Erfolg , Anerkennung, mehr Geld zu erwerben, bedeutet, kann es dann nicht doch ein subjektiv glückliches Leben werden, das der Betreffende führt ? Auch in der Rückschau ? Heißt es nicht auch: Macht ist die einzige Leidenschaft, derer man im Alter nicht überdrüssig wird ? Diese Frage mag der Leser für sich selbst beantworten- wir können es für ihn nicht. Ein weiterer unmittelbarer Bezug zur Darstellung auf
der Plakette ist in der gleichen Literaturstelle gegeben: Eine weitere mögliche Assoziation des Betrachters bei dieser Medaille könnte durch den direkten Vergleich der beiden Gesichtshälften hervorgerufen werden. Links das lebendige Gesicht mit offenen Sinnen (Auge, Ohr) und rechts ein erstarrtes, denkmalhaftes Gesicht. Im Zusammenhang mit dem Teil des Relieftitels Sein oder Nichtsein, könnte er dazu angeregt werden, darüber nachzudenken, wie er selbst zu der nicht seltenen gesellschaftlichen Vorstellung steht , dass man in seinen Werken weiterleben könnte, also in den Denkmälern, die die Gesellschaft ihm setzt oder die er sich selbst zu setzen versucht. Ich will den Gedanken hier nicht weiter verfolgen, er könnte zu recht pessimistischen Folgerungen führen- vielleicht aber auch zu der praktischen Schlussfolgerung, dass das Leben jetzt und heute das Wichtige ist, auf das es sich zu konzentrieren gilt und das Gedenken , das spätere Denkmal, nur von sehr bedingtem Wert ist. Zum Thema "Zeit und Ruhm" zitieren wir hier als kleine Auflockerung zum Text das gleichnamige Bild von Max Klinger: "...im Titel des ... Blattes, "Zeit und Ruhm", kündigt sich an, dass alles Zeitliche der Menschen vergehen wird. Für die Zeit gibt es keinen Widerstand, sie schreitet unbarmherzig über alles hinweg, auch wenn sich der Ruhm als verführerisch schöne Frauengestalt in den Weg legt. ( Gerhard Winkler: Max Klinger, VEB E.A.Seemann Verlag Leipzig, 1984) Wer sich in der Dichtung ein wenig auskennt, könnte sich möglicher Weise an Rainer Maria Rilkes Verse erinnern: Der Tod ist groß, wir sind die Seinen, lachenden Munds. Wenn wir uns mitten im Leben meinen, wagt er zu weinen, mitten in uns.Die beiden Gesichtshälften, die lebendige und die erstarrte, sind durch eine dünne Trennlinie miteinander verbunden. Diese Trennlinie gilt es für sich selbst auszutarieren also des eigenen Lebens Mitte zu definieren bzw. zu finden. Der Zusammenhang zwischen der Mitte des Lebens und
der dann bereits stärker empfundenen oder vielleicht auch nur unbewusst
wahrgenommenen Nähe des Todes, wird übrigens, das sei hier noch
ergänzend angemerkt in einem besonderen Bereich der Psychologie,
der Thanatopsychologie untersucht (diese Kenntnis kann natürlich
vom Betrachter der Plakette nicht erwartet werden, das wäre wahnwitzig).
Ein Zweig, der international übrigens besonders Terrorismusexperten
und Marketingforscher interessiert, da man dort Methoden zur gezielten
Beeinflussung des Menschen untersucht in seinen Radikalisierungsmöglichkeiten
und in seinem Kaufverhalten (Jochen Metzger : Mitten im Leben...,
Was alles in unseren Köpfen passiert, wenn wir ans Sterben denken;
PSYCHOLOGIE HEUTE, Seite 40, Thanatopsychologie, August 2010). Indirekt kann die Plakette somit auch als Anregung zur "Achtsamkeit" , eines achtsam gelebten Lebens also, aufgefasst werden. Diese möglichen Assoziationen und Anknüpfungspunkte für einige Interpretationswege werden aufgeführt, um zu zeigen, wie vielschichtig das Thema der vorgelegten Plakette, wie vielfältig die möglichen Anknüpfungspunkte für ihre Interpretation (auch in Zusammenhang mit dem Titel, der als Starthilfe gedacht ist) sein könnten. Der Betrachter wird sicherlich noch weitere Interpretationen für sich entdecken können. Andere Zusammenhänge der etwas ausgefallenen Art könnte man sicherlich noch durch googeln entdecken, auf das ich hier allerdings bewusst verzichtet habe. Sie sehen aus dem Vorstehenden, den Sein oder Nichtsein-Hamlet habe ich hier gar nicht herangezogen, das mag etwa einem passionierten Theaterbesucher überlassen bleiben. Wem allerdings nur die mit dem Hamlet verbundene Interpretation oder gar "Das Phantom der Oper" einfällt, kann dafür schwerlich der Plakette die Schuld geben. Es bleibt auch hier hoffentlich ein für jeden Betrachter unterschiedliches Restgeheimnis übrig - da es der Kunst (zumindest gilt dies für die bildende Kunst, aber nicht nur für diese) sehr förderlich im allgemeinen ist, wenn sie ein Restgeheimnis, ein Unerklärliches behält ; wenn sie eben nicht völlig aufgeht. In dieser Hinsicht schließe ich mich der Auffassung von ausgewiesenen Kunstkritikern und Kunstwissenschaftlern gerne und nach eigenem Empfinden überzeugt an. Damit hat die Phantasie des Betrachters größeren Raum was ich im Sinne seines möglichst andauernden Interesses für das Kunstwerk (sofern die Darstellung nicht beliebig ist) für sehr erstrebenswert halte. Zu anderen Zeiten kann er so jeweils Unterschiedliches für sich entdecken. Das Schönste, was wir erleben können,
ist das Geheimnisvolle (Albert Einstein)- das ist zwar in dieser
Allgemeinheit nicht gültig, wie der Leser weiter unten noch sehen
wird, aber das Zitat trifft durchaus in begrenztem Ausmaße zu .
Dieses nicht völlige Aufgehen von Kunst kann übrigens
auch als ein mögliches Qualitätsmerkmal von ihr angesehen werden
wie Sie sicherlich wissen. Der Rest des Geheimnisses ist natürlich
auch vom Betrachter, in erster Linie von seiner Sensibilität, aber
auch seinem soziokulturelllen background selbst abhängig.
Die Intention, den Betrachter durch eine interpretationsgeeignete Basis in seiner Phantasie ( und Phantasie ist schließlich wertvoller als Wissen wieder Albert Einstein) anzuregen, möglichst in Bezug auf seine eigene Lebenssituation, oder- wie andere es ausdrücken, den Betrachter allgemein dazu anzuregen, "des Lebensmitte zu finden und zu halten", ist allerdings offenbar sehr risikobehaftet - schließlich wurde diese Plakette, die nach unserer Auffassung besonders charakteristisch für unsere interpretationsoffen gestaltete Werke ist, für die FIDEM Ausstellung 2012 von der Fachjury zur Auswahl des deutschen Länderbeitrages abgelehnt. In der "submission form" zur FIDEM- Ausstellung, die der Auswahljury vorgelegen hat, haben wir unter "artistic approach/philosophy" angegeben: "The works are offering a basis for interpretation, giving the observer an opportunity to establish a relationship between them and his own life. Thus an individual sense of the works can be created by the observer himself." Es gibt sicherlich nicht wenige Menschen, die es für fast für blasphemisch halten, im Zusammenhang mit Kunst über "Sinn" nachzusinnen. Wer allerdings von den möglichen - oben beschriebenen- "Wirkungen der Kunst" in seinen Überlegungen ausgeht, stößt sehr schnell auf die "Sinnfrage". Das Nachsinnen über Unsinn, Sinnlosigkeit, Sinnfreiheit, Widersinn oder einfach nur Irrelevanz hinsichtlich dieser möglichen Wirkungen liegt dann allerdings auch in unmittelbarer Nähe. Und das könnte zu - für manche durchaus nicht gerade angenehmen- Schlussfolgerungen führen, die allerdings durchaus, das sei zugegeben, zu einem nicht geringen Teil auch subjektiv sein können. Allerdings können durchaus auf den ersten Blick "sinnlose" Dinge oder Aktivitäten viel Vergnügen bereiten, wodurch sie durch die "Hintertür" wieder sinnvoll werden. Die Gründe für die Ablehnung der hier vorgestellten
Plakette zur Ausstellung wären für uns nicht ganz uninteressant
gewesen. Den folgenden Hinweis von einem Mitglied der Fachjury "Bei
der Zusammenstellung eines Länderbeitrags und somit der Auswahl einzelner
Arbeiten können viele Faktoren eine Rolle spielen, die ich jetzt
im Einzelnen nicht rekapitulieren kann. " fanden wir dabei nicht
besonders erhellend. Das Geheimnisvolle muß also nicht unbedingt
das Schönste sein, was wir hiermit erleben konnten. Aber dies ist
sicherlich noch eine sehr harmlose Widerlegung des Satzes von Einstein-
gibt wirklich Schlimmeres. Ganz im Sinne der hier betrachteten Plakette haben uns entschlossen, uns auf unsere Unabhängigkeit- von für uns undurchsichtigen Juryentscheidungen- zu besinnen und uns nicht in eine auf Vermutung gegründete Stilrichtung bei späteren Auswahlverfahren zu verbiegen- auf eine Stilrichtung, die von der Auswahljury möglicherweise (die Auswahlkriterien blieben uns verborgen, wie oben erwähnt) geschätzt wird. Macht es überhaupt Sinn, sich in in eine Umgebung einzubringen, wenn die Stilrichtung der eigenen Werke offensichtlich dort keine Wertschätzung erfährt ? Wir haben darauf entsprechend konsequent reagiert. Eine andere Reaktion wäre uns auch gerade in Hinblick auf die Thematik und Ausführung der hier betrachteten Plakette widersprüchlich und insgesamt unglaubwürdig vorgekommen. Als weitere praktische Konsequenz haben wir uns entschieden, den Schwerpunkt unseres weiteren Werkes auf Reliefs zu legen, die der üblichen Größen-Einschränkung von Medaillen für Ausstellungen (Höhe, Breite oder Durchmesser <= 15 cm, seit relativ kurzer Zeit bis 20 cm mit gewissen Einschränkungen) von vornherein nicht unterworfen sind. Das hat zwar zur Konsequenz, dass uns die Teilnahme an bestimmten Medaillenausstellungen bereits auch aus prinzipiellen Gründen in der Praxis nicht mehr möglich sein wird- was aber durch den Gewinn an zusätzlicher Gestaltungsfreiheit mehr als wett gemacht wird. Prinzipiell sind wir übrigens - was die "Kunstkritik" anbelangt - der gleichen Auffassung, wie sie aus dem folgenden Zitat ersichtlich ist : "Wer sich als Kritiker im Unverbindlichen verschanzt,
der macht nicht nur den Kritiker unangreifbar, er befördert auch
die Künste ins Niemandsland der Beliebigkeit. Verlangt wird vom Kritiker,
dass er sich kritisierbar macht, indem er seine Kriterien offen legt und
seine Maßstäbe herausarbeitet. So könnte er zeigen, dass
sich über Kunst und Geschmack sehr wohl streiten läst. Und er
könnte andere ermuntern, sich auf diesen Streit einzulassen."
Eine solche Offenlegung von Kriterien wäre unseres Erachtens auch für die "nachgeborenen Kunstwissenschaftler" interessant, weil sie den zeitlichen Wandel und die örtliche Abhängigkeit von Bewertungskriterien der Kunst im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Erscheinungen und Verhältnissen - dem Zeitgeist also- aufdecken könnte. Aus der Geschichte der Kunstkritik ist bekannt, wie unterschiedlich Kunstwerke- in Abhängigkeit von Ort und Zeit- beurteilt worden sind . Wir haben hier als Beispiel eine Plakette relativ ausführlich selbst kommentiert und einige Einstiege für mögliche Interpretationen gezeigt, um damit dem Leser eine etwas bessere Vorstellung darüber zu vermitteln, wie unsere interpretationsoffenen Werke im Prinzip angelegt sind. Dem einen mögen solche interpretationsoffenen Werke gefallen- dem anderen nicht - auch das gehört zum Werk , dass auf jeden Betrachter sehr unterschiedlich wirken kann und womöglich etwas gewöhnungsbedürftig ist. Es ist auch als Versuch zu betrachten, dem Gestaltungs- und Bewertungskriterium "Interpretationsoffenheit" in der Medaillen- und Reliefkunst eine gößere Bedeutung zu geben, als es "normaler Weise" üblich ist. Stärker in ihren Interessen numismatisch oder historisch ausgerichtete Betrachter unserer Werke werden werden relativ wenig oder überhaupt nichts mit diesen "anfangen" können- was uns nicht wundert. Wir beabsichtigen auch nicht, es allen recht zu tun, denn das ist bekanntlich eine Kunst, die sowieso niemand kann. Diese Hinweise sollen hinsichtlich ihrer Ausführlichkeit eine Ausnahme bilden, da wir uns durchaus bewusst sind, wie bereits oben erwähnt, dass der besondere Reiz von interpretationsoffenen Werken nicht unwesentlich zerstört wird, wenn dem Betrachter die Möglichkeit einer speziellen subjektiven Interpretation durch externe "Vorgaben" oder "gutgemeinte Anregungen" zu sehr eingeschränkt oder gar "vorgezeichnet" wird. . Weitere Beispiele zur Interpretationsoffenheit von Werken
DIE VERSUCHUNG: AUSFLUG VON
DER PHILOSOPIE DIESE PLAKETTE IST DEM AMERIKANISCHEN MALER EDWARD HOPPER UND DER "PHILOSOPIE DER REFLEKTIERTEN LEBENSKUNST" GEWIDMET: EDWARD HOPPER HAT EIN BILD MIT DEM TITEL "AUSFLUG IN DIE PHILOSOPIE " GEMALT, AUF DAS SICH DIESE PLAKETTE ALS MÖGLICHE FORTSETZUNG BEZIEHT. DIESE PLAKETTE MÖGE ALS ANREGUNG AN DEN BETRACHTER VERSTANDEN SEIN, DIE EIGENE POSITION ZWISCHEN DEN MÖGLICHEN EXTREM- ENTSCHEIDUNGEN : AUSFLUG IN DIE PHILOSOPHIE (KLASSISCH: VITA CONTEMPLATIVA) ODER AUSFLUG VON DER PHILOSOPHIE ( IN DIE VITA ACTIVA ODER GAR IN DIE VITA VOLUPTARIA (?)) ZU ÜBERDENKEN. KANN MAN DIESE FORMEN MITEINANDER VERBINDEN ? Einen erläuternden Hinweis zum Werk "AUSFLUG IN DIE PHILOSOPIE"von Edward Hopper finden Sie in "Schönes Leben " (Autor Wilhelm Schmid- Untertitel des Werks: Einführung in die Lebenskunst, Suhrkamp Verlag, 2005, ISBN 3-518-06827-X) :
"Exemplarisch festgehalten ist der Moment des Innehaltens, das Innehalten als Moment der Philosophie , der Reflexion, verkörpert von der sitzenden und sinnenden Gestalt (des im Bild abgebildeten Mannes) , eine Darstellung des Denkens im seitlich einfallenden Licht, die in der Geschichte der Kunst zur Metapher der Philosophie geworden ist." Wilhelm Schmidt "Aussetzen von Lebenskunst: Melancholie
Werner Schneiders: Wieviel Philosophie
braucht der Mensch ? Ein Zitat - passend zum "Hintergrund"-
zu einem möglichen Aspekt des Reliefs (Seite 66,67): "(Es ) scheint sich (eher) , selbst
wenn alle Philosophie irgendwie Lebensphilosophie sein sollte, ein vielfacher
Widerstreit zwischen Leben und Denken aufzutun.
ALTERN
. DIE APOCALYPSE DES ATHEISTEN
DIE APOCALYPSE DES GLÄUBIGEN
BACCHUS
GLAUBENSBEKENNTNISSE ( PARADIESVORSTELLUNGEN ) Ein einführender Text hierzu befindet sich im allgemeinen Bildteil
DER PREIS DES ERFOLGS
DIE ERKENNTNIS
AUSDRUCK
EINDRUCK MACHEN
VON DER LIEBE ZUM HASS
DAS JUNGE BIEST UND DIE ALTE SCHÖNHEIT
NACKHEIT
DER AUSSTIEG SAPERE AUDE !
Erst einen Macho unbedingt haben wollen, aber dann ...
DREI SCHRITTE
VERPASSTE GELEGENHEITEN
VERFEHLT
WEN GOTT STRAFEN WILL, DEM ERFÜLLT ER SEINE WUENSCHE
ENTSCHEIDUNG BEI UNSICHERHEIT
NACH EINEM LANGEN ARBEITSTAG
TRENNUNG
UND ALLES NEUE FLIESST IN ALTE FORMEN
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