Ähnlich wie Robert Pfaller argumentiert auch Heiko Ernst ( Innenwelten. Warum Tagträume uns kreativer, mutiger und gelassener machen, Klett-Cotta, 2011).

Robert Pfaller:
"Die erste Welt ist die unseres wirklichen Lebens mit allen Mühen, Frustrationen und Kompromissen. Die zweite Welt ist die der Träume, Wünsche und Illusionen. In seinem neuen Buch entfaltet Robert Pfaller die ganze komplizierte Dialektik von Realität und Wunsch und zeigt den Stellenwert zweiter Welten: Weil wir keine Phantasie mehr haben, aus der wir erleichtert ins Leben flüchten können, gerät uns das Leben selbst zu einem auswegslosen Albtraum."

(Robert Pfaller: Zweite Welten Und andere Lebenselixiere, Seite 21, S. Fischer, 2012, ISBN 978-3-10-059034-3)

 

Heiko Ernst: "Das Recht auf Rückzug
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In der selbstgewählten Distanz zur Realität liegt ein Quell der Stärke- für unsere Kritik- und Widerstandsfähigkeit, für unsere Freiheit. In unseren Fantasien können wir Furcht und Hoffnung in Balance bringen, um der Zukunft zu begegnen.
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Tagträume sind also weit mehr als ein beiläufiges Bewusstseinsphänomen. Sie spielen in unserem Seelenhaushalt eine tragende Rolle. Wir können sie auch als eine Art von Vermittlungsausschuss der Psyche ansehen, der für unterschiedliche Motive und oft widersprüchliche seelische Bedürfnisse Kompromisse sucht.
Die Fähigkeit, sich zeitweise in die Innenwelt der Tagträume, der Fantasien und Imaginationen zurückzuziehen zu können, bringt uns mit wichtigen Ressourcen unseres Selbst in Verbindung: Wir nehmen Kontakt zu unseren tiefsten Gewfühlen, stärksten Wünschen und geheimsten Gedanken auf. Wir können Ideen und Einfälle sortieren, Erfahrungen einordnen und Verluste und Verletzungen verarbeiten. Und wir erproben in dieser Innenwelt der Vorstellungen notwenige oder gewünschte Veränderungen der Welt "da draußen".
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"Unsere Tagträume und Fantasien wurden als hochgradig subjektive und schwer zugängliche Phänomene lange Zeit sträflich von der Mainstream-Psychologie vernachlässigt. Sie erweisen sich jedoch als eine legitime und reiche Quelle für Kreativitätsforschung, Psychotherapie und Selbsterkenntnis. Sie spielen eine immer noch unterschätzte Rolle für psychische Gesundheit, für Berufserfolg und Lebensglück.... Wenn wir öfrer mal darauf achten, was uns da so durch den Kopf geht, können wir viel über unbekannte Facetten unseres Selbst erfahren: unbewusste Motive, unterdrückte Wünsche, Komplexe, Befürchtungen und Hoffnungen.
Tagträume sind außerdem eine äußerst wirksame Form des Gefühlsmanagements. Weil sie uns innerlich beruhigen, trösten oder erfreuen können, wenn die Außenwelt uns ärgert, kränkt oder langweilt, sorgen sie für eine emotionale Balnce- und sie ersparen uns das oftmals riskante Ausagieren von Gefühlen und Impulsen in der Realität. "

"Die Innenwelt muss ein zugängliches Reich der Freiheit sein, in dem wir über uns selbst bestiummen können. Es geht um nicht weniger als um die Unantastbarkeit des inneren Lebens, die heut mehr denn je gefährdet ist. Den Schutz der Innenwelt zu fordern und zu betreiben ist keinesfalls eine Ausgeburt weltabgewandter"Innerlichkeit". Dasa Recht auf Rückzug in die Tagträume ist die Minmalvoraussetzung dafür, dass wir auch in der Außenwelt unsere Autonomie erhalten und verteidigen können."

(Heiko Ernst: Das Recht auf Rückzug, Psychologie heute compact, 2013, Heft 33, Seite 91)

Die Gestaltung von Werken, die einen Bezug zur individuellen Lebensgestaltung

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