Interessen und Neugier

Diese beiden Begriffe sind zunächst "wertneutral" - entscheidend für die Beurteilung ihrer Tragfähigkeit und Bedeutung in persönlicher und gesellschaftlicher Hinsicht sind für uns die Inhalte, auf die sich Interesse und Neugier beziehen.

Ein Text, der uns etwas herausfordert :

"Wenn man mich zwingen würde zu sagen, was die zentrale Tugend eines guten menschlichen Lebens ist - freilich nur, wenn man mich zwingen würde-, würde ich keine der klassischen Antworten geben, als da sind:"Gerechtigkeit", "Besonnenheit", "Bescheidenheit", "Aufrichtigkeit"- alles Hinweise auf Tugenden, die ihren Schwerpunkt im moralischen Verhalten haben. So wichtig sie auch sind, sie allein werfen auf die Strecke des Lebens ein allzu steriles Licht. Meine Antwort wäre vielmehr: Neugier.Zugegeben, das ist eine Tugend, die jahrhundertelang als Laster klassifiziert worden ist. Zugegeben auch , mit dieser Tugend allein ist ethisch kein großer Staat zu machen (jedoch trifft das auch auf die anderen zu). Selbst mittelalterliche Christen aber hätten sie als eine bemerkensweise Gabe anerkennen sollen. Denn was immer im Guten und Schlechten auch geschehen mag, gut zu leben bedeutet , neugierig zu bleiben auf das, was kommen mag, selbst wenn es einmal zu Ende kommt." (Martin Seel)

entnommen aus: Philipp Werner: Die schönsten Lebensweisheiten, Fischer Taschenbuch Verlag, 2012, ISBN 978-3-596-90385-6

 

Neugier ist die Mutter der Wissenschaft, des Fortschritts, der geistigen Offenheit - nur gibt es auch sehr negative Seiten der Neugier !? Hier gilt wohl auch wie bei vielen - es hängt die Beurteilung wohl auch sehr vom Gegenstand der Neugier ab. Wenn das eigene Leben zu fad , zu ereignislos empfunden wird ...

Dazu Oscar Wilde : "Die Öffentlichkeit hat eine unersättliche Neugier, alles zu wissen - nur nicht das Wissenswerte.